27.04.09

Der bessere Versteckspieler

Ich weiss ja nicht was die Kids heute so den ganzen Tag lang machen - vermutlich auf der Konsole vor dem Riesenflachfernseher Killerspiele zocken - aber früher als ich mich noch Kind nennen durfte da hatten wir so tollen Kram nicht. Bei uns war Cowboy und Indianer noch das was einem Killerspiel am nächsten kam und wenn man Scheisse gebaut hatte haben die Eltern Stubenarrest verhängt. Stubenarrest, hah! Darüber lachen die Kids von heute doch. Für die wäre es eher eine Strafe sie raus in die Sonne zu schicken wärend alle Freunde weiter World of Warcraft spielen dürfen. Quasi Naturarrest.

Naja, damals jedenfalls - und ich rede hier nicht vom historischen damals, wo man noch zwölf Kilometer durch den Schnee ohne Schuhe aber dafür mit Bollerwagen zur Schule gehen musste (wie Oma immer erzählt), sondern damals vor so circa zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren - da sind wir Kinder noch gerne raus gegangen um in der Sonne zu spielen. Ich habe immer gerne mit meinem besten Freund verstecken gespielt. Einerseits weil ich die besten Verstecke kannte und andererseits weil ich ihn immer sofort gefunden hatte. Ich war also damals schon der bessere Versteckspieler. Einmal hatte ich mich so gut versteckt, dass ich drei Tage nicht gefunden wurde. Als ich dann vor Hunger freiwillig aus meinem Versteck gekommen kam, hatten mein bester Freund schon längst vergessen das wir ein paar Tage vorher verstecken gespielt hatten und das er mich ja noch gar nicht gefunden hatte. Man was haben wir da gelacht.

Vor ein paar Jahren hab ich dann mal mit meinem besten Freund - ja immer noch derselbe Typ wie in meiner Kindheit - bei einem Bierchen über die alten Zeiten geredet. Und nachdem wir so eine Weile lang in Erinnerungen schwelgten beschlossen wir, dass wir mal wieder verstecken spielen müssten. Natürlich war uns aber klar, dass wir mitlerweile erwachsen waren und ein solches Kinderspiel keine große Herausforderung wäre wenn wir die Regeln nicht ein wenig verschärfen würden. Daher beschlossen wir der Suchende müsste nicht bis zehn Zählen bevor er die Suche beginnen darf, sondern bis eine Million. Ausserdem durfte man sich weltweit verstecken. Das sollte sie Sache interessanter machen.

Ein Münzwurf entschied, dass ich mich zuerst verstecken müsste und mein bester Freund zu suchen hatte. Er hielt sich also die Augen zu und fing an laut zu zählen. "Eins, zwei, drei..." Es dauerte vier Tage lang bis er mit seiner Zählerei bei einer Million ankam. In dieser Zeit hatte ich mich schnell im selben Raum hinter der Gardine versteckt, was im Nachhinein betrachtet blöd war, denn meine Füße schauten unter dem Vorhang hervor und so war ich innerhalb einer halben Minute gefunden. Entweder war ich früher besser im Verstecken gewesen oder meine Freunde damals dümmer - denn hinter der Gardine war schon immer ein Superversteck.

Jetzt war ich dran mit suchen, hielt mir die Augen zu und begann zu zählen. Weil ich sehr schnell zählte dauerte es bei mir nur zweieinhalb Tage bis ich die Million erreichte. Natürlich sah ich sofort hinter der Gardine nach, aber mein bester Freund war clever genug dieses Versteck zu meiden. Ich sah unter dem Bett nach, hinter der Tür, im Wohnzimmer hinter dem Sofa, im Bad unter der Dusche, im Keller, auf dem Dachboden, in der Garage und im Garten. Nichts. Dann suchte ich bei den Nachbarn, im Park, im Supermarkt an der Ecke, am Fussballplatz und in der Innenstadt. Nirgends war er. Dann checkte ich die etwas weitere Umgebung ab, sah auf der Spitze des Eiffelturms nach, hinter den Steinen von Stonehenge, im Colosseum in Rom, bei den Pyramiden von Gizeh, im Kreml, am Taj Mahal, am Empire State Building und unter der Golden Gate Bridge. Ich suchte sechs Jahre lang nach ihm - erfolglos.

Auch wenn ich ihn nirgendwo finden konnte, so wollte ich doch auf keinen Fall zugeben das er der bessere Versteckspieler war. Deshalb beschloss ich zu mogeln und heuerte eine Bande Kopfgeldjäger an meinen besten Freund zu finden. Immerhin wissen solche Leute wie man jemanden findet egal wo er sich versteckt. Und es klappte auch. Gestern brachten sie ihn mir. Er hatte sich in Dänemark im Legoland in ein Legohaus eingemauert. Klar, dass ich da nicht drauf gekommen bin.

Blöd an der ganzen Sache war allerdings, dass ich wohl nicht ausdrücklich betont hatte das die Kopfgeldjäger ihn unbedingt lebendig fangen müssten. Da haben die Jungs ihn natürlich erstmal brutalst abgeknallt als sie ihn hatten. Blöde Geschichte. Aber aus Fehlern wird man klug und das nächste mal wird mir sowas bestimmt nicht noch einmal passieren. Und ich finde da ich immer noch lebe von uns beiden bin ich auf jeden Fall der bessere Versteckspieler.

12 Kommentare:

  1. Na das waren ja auch sechs Jahre Naturarrest und ein Auffinden á la WoW! :D

    AntwortenLöschen
  2. "Einmal hatte ich mich so gut versteckt, dass ich drei Tage nicht gefunden wurde. Als ich dann vor Hunger freiwillig aus meinem Versteck gekommen kam, hatten mein bester Freund schon längst vergessen das wir ein paar Tage vorher verstecken gespielt hatten und das er mich ja noch gar nicht gefunden hatte."

    gekommen kam? *grins*
    Hat Spass gemacht zu lesen, du Weltbester Versteckspieler. You make my day.

    AntwortenLöschen
  3. Da werden Erinnerungen wach... ;-D

    AntwortenLöschen
  4. @mary malloy: mhhhh... tatsächlich.

    @evolution: ui, voll verschrieben! das änder ich jetzt aber nicht. würde nur ihren kommentar entwerten. ;-)

    @paramantus: echt? haben sie auch mal wen von kopfgeldjägern umlegen lassen?

    AntwortenLöschen
  5. Naturarest und Kopfgeldjäger, eine tödliche Kombination.

    Damals? Ich wusste ja bisher gar nicht, wie alt sie sind Herr Maak. ;-)

    AntwortenLöschen
  6. ich war - und bin - der beste auf-bäume-kletterer. wer spielt heute schon noch verstecken?

    AntwortenLöschen
  7. Spiele nach Edgar Allen Poe haben wir zwar nicht gespielt, uns auch nicht einmauern lassen, aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass wir während unseres Naturarrestes Frösche aufgeblasen haben :o( Naturarrest war damals eher fällig, wenn man Muttern genervt hat. Provozierte mans, konnte man von dannen flitzen, wies einem beliebte.

    AntwortenLöschen
  8. Hier bin ich!

    Ich versteck mich nicht vor dir... ehrlich! Nein, was wollen diese Leute da?!

    Ich versteck mich nicht, ehrlich!

    Ich will LEBEN!

    AntwortenLöschen
  9. Oh Mist, das gibt mir zu denken...vielleicht hat sich meine Jugendfreundin deshalb schon so lange nicht mehr gemeldet...ich sollte sie mal suchen gehen!

    AntwortenLöschen
  10. @imperator: also antik bin ich noch nicht.

    @der.grob: bäume klettern? ich bin doch nicht dendrophil.

    @rotzlöffel: ich wollte einmal einen frosch aufblasen, doch der verwandelte sich plötzlich in eine wunderschöne prinzessin. schade, ich hatte es zu spät gemerkt, bliess weiter und sie platzte.

    @mys: ich muss diesen kopfgeldjägern unbedingt mal sagen dass die aufhören sollen leute für mich zu suchen. hätte ich doch nur nicht deren telefonnummer verlegt...

    @marco: danke. *keks mampf*

    @prophet: prima eselsbrücke um sich zu merken dass man aus feh-lern lern-en soll. hurra!

    @lauffrau: ich kenne da ein paar kopfgeldjäger die können ihnen helfen.

    AntwortenLöschen

Wer anonym schreibt läuft Gefahr gelöscht zu werden wenn mir das Geschriebene nicht gefällt. Also denken Sie sich besser einen Namen aus mit dem Sie Ihren Kommentar versehen.
Ich weiss es ist nich einfach, aber Sie kriegen das schon hin.