Alle Jahre wieder, wenn
bösartige Politiker sich ihre Stimme erheben und das Recht auf weniger Freiheit fordern, wenn
biometrische Daten in unseren Pässen die Sicherheit unsicher machen, wenn
Bundestrojaner sich unheimlich heimlich in unsere Rechner schleichen, ja selbst wenn irgendwo ein gläserner Kunde mit der
Payback-Karte bezahlt, dann kommen sie: die Datenschützer.
Aber wer sind diese Leute? Hat jemand schon mal einen davon gesehen? Sie sind wie Superhelden, die unerkannt in unserer Mitte leben und nur hin und wieder auftauchen um die Welt zu retten... oder zumindest ein kleines Stück unserer Privatsphäre. Und so erscheinen sie immer im rechten Moment als lauerten sie nur darauf das irgendwo Unrecht geschieht um dieses dann mit ihrer schlimmsten Waffe zu bekämpfen: dem Protest!
Diesen Freitag sah ich einen Datenschützer. Ein Erlebnis, das einen tiefen Eindruck in meiner Seele hinterlassen hat. So sehr ergriffen hat mich diese Erfahrung. Es war so, wie einen leibhaftigen Engel zu sehen, der strahlend weiss mit breiten Flügeln und göttlich leuchtend vor einem schwebt - und das obwohl man nie an Engel glaubte! Okay, vielleicht übertreibe ich auch, denn bis letzten Freitag hatte ich schließlich auch nicht an Datenschützer geglaubt. Aber dann traf ich einen! Und das kam so...
Es war, wie schon erwähnt am Freitag. Weil ja wegen dem
Brückentag ein langes Wochenende war, hatte sich mein Schwager/Zahnarzt/Saufkumpan dazu entschlossen den weiten Weg aus dem Emsland hierher zu wagen um ein paar Tage mit der Familie zu verbringen. Und wenn der Gute mal vorbeischaut, versuchen wir natürlich auch ihn hier in Bochum ein wenig zu entertainen. Und so war der Plan für Freitagabend: Bowling. Mit von der Partie waren die Liebste, ihr großer Bruder (der Zahnarzt/Saufkumpan), ihr kleiner Bruder (der
Fussballexperte), dem seine Freundin und dem Zahnarztbrudersaufkumpan sein bester Freund. Wir alle waren also am Freitagabend bowlen.
Klar wurde beim Bowling das ein oder andere Bierchen gekippt - als Zielwasser sozusagen. Dennoch waren die Kehlen auch nach dem Kugelsport bei weitem nicht feucht genug und die Mägen noch viel zu leer um schon den Heimweg anzutreten. Und so wurde beschlossen noch im Bermudadreieck was zu essen und nebenbei weitere Bierchen zu vernichten - zum Wohle der Menschheit natürlich.
Gesagt, getan. Der schnellste Weg von der Bowlingbahn zum Bermudadreieck war eine U-Bahn-Fahrt. Wir also mit der ganzen Kompanie runter zur U-Bahn-Station und da gewartet weil die blöde Bahn noch sechs Minuten brauchte. Und während wir so warteten klickte sich der Saufkumpanzahnarztbruder mit seinem
iPhone durch's Internet um festzustellen wie denn gerade der Spielstand im
Dortmund-Spiel war.
"Entschuldigung, sammeln sie Daten?" wurden wir plötzlich gefragt. Die Gestalt die diese Frage gestellt hatte lächelte freundlich und zeigte uns damit seine strahlend gelben Zähne - zumindest die, die noch vorhanden waren.
"Öhm... was denn für Daten?" fragten wir kopfschüttelnd zurück, denn wir hatten ja gar keine Ahnung wovon dieser abgeranzte Typ überhaupt sprach.
"Na, Daten!", beharrte er und starrte das iPhone an, als könnte es alle Daten im Umkreis einsaugen wie ein schwarzes Loch.
"Die kann man dann verkaufen. Da müsst ihr gut aufpassen!", warnte er uns weiter.
"Aaah... ja, genau, Daten.", bestätigten wir dem Wahnsinnigen.
"Ähm... nee... heute sammeln wir gerade mal keinem Daten. Aber danke der Nachfrage." Und mit diesen Worten huschten wir in die U-Bahn - und zur Sicherheit noch einen Wagon weiter während wir hinter uns die verzweifelten Warnungen des irren Datenschützers hörten.
"Daaaateeeeen! Muharharharhar!"Okay, vielleicht war's gar kein Datenschützer sondern nur ein ganz normaler verrückter Irrer.