16.08.10

Überfall!

Es war Nacht und ich lief betrunken und wehrlos durch gefährliche, dunkle Gassen nach Hause wie ich das so zu pflegen tue. Und während ich am dahertorkeln war, da kam mir der Gedanke: "Ich müsste mal wieder was bloggen, sonst denken die ganzen... äh... Leser noch da kommt nix mehr und halten micht für tot oder faul oder beides oder so." Und während ich das so dachte, da flüsterte mich plötzlich etwas aus den Schatten an...

"He, du. Komm mal her!", kam es aus der Dunkelheit hinter einem Müllcontainer. Ich sah mich um ob noch irgendwer anderer außer mir gemeint sein könnte, aber es war niemand da. Also fragte ich: "Wer? Ich?"

"Ja, du! Komm mal hier hin wo es dunkel ist." Und da ich Fremden in dunklen Gassen grundsätzlich traue ging ich hin und fragte den, der auch immer da im Dunkeln hockte fröhlich "Was issn?"

"Überfall!", sagte der und sprang hervor. "Gib mir all dein Geld!" Ich lachte. "Haha, da haben Sie mich jetzt aber voll erwischt. Überfall, haha! Wer hätte damit gerechnet?" Der Typ lachte auch. Wenn auch etwas verunsichert. "Ja, haha, guter Trick, nicht wahr? Und jetzt Geld her bitte."

Ich wollte ihm gerade all mein Geld geben, da stellte ich fest der Räuber war ja gar nicht bewaffnet. "Moment mal", sagte ich, "was soll das denn für ein Überfall sein? Sie haben ja gar keine Pistole oder zumindest ein Messer. So geht doch kein Überfall!"

"Doch wohl", sagte er, "es steht nirgends geschrieben das man für einen Überfall bewaffnet sein muss. Zumindest hab ich das noch nirgendwo gelesen." Das machte mich nachdenklich. Und ich stellte fest das ich auch noch nie davon gelesen hatte das man bei einem Überfall unbedingt bewaffnet sein müsse. Jedenfalls konnte ich mich nicht daran erinnern. Also hatte er wohl Recht.

"Nun gib schon dein Geld", drängelte der Dieb während ich noch am Grübeln war. "Ich muss noch sieben andere Leute überfallen und habe es eilig." Er hielt mir die offene Hand hin in der Erwartung das ich mein Geld da reinlegte. "Warum müssen sie noch sieben andere Leute überfallen", fragte ich neugierig. "Müssen sie etwa eine bestimmte Quote erfüllen?"

"Ach, habe ich das noch gar nicht erwähnt?", fragte er. "Die Sache ist folgende: ich wurde selber erst kürzlich überfallen von jemandem der auch erst kurz davor überfallen wurde. Und der hat mir erklärt man hätte ihm erklärt es sei gar nicht so schlimm wenn man überfallen wird. Mann müsse einfach nur zehn andere Leute überfallen und so könnte man aus dem Geld was einem bei dem ersten Überfall abgenommen wurde die zehnfache Menge machen!"

"Wow!", sagte ich beeindruckt. "Es ist also gut das ich Sie hier überfalle", erklärte der Räuber weiter, "denn dadurch werden sie am Ende mehr Geld haben als vorher. Sie müssen nur ebenfalls zehn Leute überfallen. So einfach ist das. Man nennt das Schneeballsystem."

"Aber es liegt doch gar kein Schnee!", stellte ich fest. "Macht nix", sagte der Dieb, "heißt trotzdem so." Das ganze musste ich erstmal kurz sacken lassen. "Eine Frage", sagte ich dann, "was ist wenn ich ihnen jetzt mein Geld nicht gebe?" Der Typ dachte nach. "Dann... dann... ja dann müssen sie eben keine zehn Leute überfallen, haben so allerdings auch nicht die Möglichkeit ihr Geld zu verzehnfachen."

"Das wäre ja dumm", stellte ich fest, "ich will auf jeden Fall die Summe verzehnfachen!" Dann gab ich ihm all meine Kohle - auch das Kleingeld - und sagte fröhlich "Hier, nehmen sie, bitte."

Der Räuber bedankte sich freundlich, steckte mein Geld ein, wünschte mir noch eine gute Nacht und flüchtete fröhlich hüpfend die dunkle Gasse entlang bis er verschwunden war.

Ich aber setzte mich in die Schatten hinter dem Müllcontainer und wartete. Ich hoffte auf ein leichtes Opfer - vielleicht ein Kind oder eine Frau - war mir aber nicht sicher wie viele von denen Nachts durch dunkle Gassen spazieren. Nach einiger Zeit kam ein Betrunkener. Der würde auch funktionieren. Als er mir ganz nah war flüsterte ich aus dem Schatten: "He, du. Komm mal her..."