14.07.11

And justice... for all!

...und das war dann der Grund warum ich mir so ein Gerichtsverfahren mal live anschauen wollte. Und als einmal dieser Entschluss gefasst war konnte mich auch nichts mehr aufhalten.

Ich ging also zum Gericht und fragte mich durch ob gerade irgendwelche interessanten öffentlichen Verfahren laufen würden, von denen ich mir eins anschauen könnte. Man schickte mich zu Gerichtssaal vier. Weil dort die Verhandlung schon begonnen hatte schlich ich mich leise rein und setzte mich zwischen die anderen Zuschauer.

Erst war ich ein wenig enttäuscht, weil nichts so war wie in den unzähligen Gerichtsverhandlungen die ich im Fernsehn gesehen hatte. Der Gerichtssaal war optisch sehr schlicht und nicht etwa mit teuren Hölzern vertäfelt wie ich angenommen hatte und es rief auch nicht ein einziges mal irgendjemand "EINSPRUCH, euer Ehren!".

Worum es in der Verhandlung ging weiß ich auch nicht mehr genau. Die haben da die ganze Zeit nur geredet. Voll langweilig war das! Und da hab ich halt nicht aufgepasst und an andere Sachen gedacht und darauf gewartet das es endlich zu Ende geht und irgendjemand für irgendetwas verurteilt wird. Zwischendurch bin ich auch mal eingenickt.

Irgendwann, als ich gerade mal wieder aufgewacht war, hat der Staatsanwalt gerade eine Zeugin in die Zange genommen. "Ich fasse das ganze mal zusammen", sagte er. "Sie haben nichts von der Tat gesehen, waren nicht einmal in der Nähe als es passiert ist, kennen weder den Kläger, noch den Angeklagten, und können auch sonst nichts hilfreiches zu diesem Fall beitragen und vermuten Sie sind nur aufgrund eines Schreibfehlers bei Ihrem Namen hier vorgeladen worden. Ist das so richtig?" Die Zeugin bestätigte. "Ja so ist es. Ich habe keine Ahnung worum es überhaupt hier geht", sagte sie. Der Richter machte sich eine Notiz in seine Akte.

"Nun gut", fuhr der Staatsanwalt fort, "eine letzte Frage habe ich dann noch. Würden Sie als völlig Unbeteiligte dem Gericht bitte sagen was sie glauben wer der Täter hier sein könnte?" Die Zeugin dachte nach und sah sich im Saal um. "Also wenn sie so fragen", antwortete Sie, "dann würde ich sagen der da ist schuld." Während sie das sagte zeigte sie auf mich. "Der sieht ziemlich schuldig aus."

"AHA!", sagte der Richter. "Fall gelöst. Ich verurteile den Typ da", er zeigte auch auf mich, "für eine lange Zeit im Gefängnis oder mindestens eine hohe Geldstrafe." Dann hämmerte er mit seinem Holzhammer auf sein Holzplättchen. "Führt die Sau ab!" Sofort sprangen die Gerichtsdiener auf legten mir Handschellen an und führten mich davon. Ich konnte noch einen Blick auf die Klägerin, eine junge Frau die ich nie zuvor gesehen hatte, erhaschen die vor Glück in Tränen ausbrach weil die Gerechtigkeit gesiegt hatte.

Ja und weil ich dann ne Weile weggesperrt war konnte ich hier nix schreiben in letzter Zeit. True story.