31.03.08

Der Oskar

Es war ein sonniger Sonntagnachmittag. Kaum ein Wölkchen war am Himmel. Die Blumen blühten in vollster Pracht. Es war einfach ein wunderschöner Sommertag.

Der Papa saß im Garten und blätterte gemütlich in seiner Zeitung. Er mochte die Wochenenden. Wann sonst konnte er mal so richtig entspannen wie jetzt? Er war ganz mit sich und der Welt im Einklang. Es war so wundervoll... "ruhig". Nicht im Sinne von "still", denn man konnte schon die Vögel zwitschern hören. Nein, es war eher die perfekte Gelassenheit die ihn voll und ganz erfasste und er genoss den sanften Wind und die Sonnenstrahlen die ihn streichelten. So war das Leben schön. Er schloss die Augen, atmete den Sommer tief ein und döste vor sich hin.

Ein schriller Schrei riss ihn unsanft aus seinem seichten Schlummer. "Whuääääääääää!" Es dauerte ein paar Sekunden bis er wieder ganz bei Sinnen war. Er schüttelte den süßen Traum von sich ab und rieb sich die Augen. Vor ihm stand ein kleines Mädchen - sein kleines Mädchen - und weinte bitterlich. Dicke Tränen kullerten ihr über die kleinen Wangen und sie weinte und heulte und schrie und machte nur kurze, schluchzende Pausen um Luft zu holen. "Whuuuuhäääääääää!", *schluchz*, "Wääääähääää!", *schluchz*, "Ghniiiieeee!"

Ratlos sah der Papa seine kleine Tochter an. "Was ist denn los mein Kind?", fragte er. Sie wimmerte nur kümmerlich "Whuääää! Der....", *schluchz*, "der Oskar... whuuuhäääääähäääää!" Und dann brach sie wieder in Tränen aus. "Der Oskar?", fragte der Papa. "Was hat denn der Oskar gemacht mein Kind?" Doch sie wiederholte nur "Whuuuäää, der Oskar, der whuuuhäääää!"

Der Papa nahm sein kleines Mädchen in den Arm, streichelte ihr über den Kopf und versuchte sie zu trösten. Was auch immer dieser Oskar gemacht hatte, dafür würde er gerade stehen müssen. Niemand bringt die Kleine so zum weinen, verstanden? Niemand!

"Mein Kind", sagte der Papa, "nun sag mir doch was der Oskar gemacht hat." Sie weinte immernoch und brachte es nicht fertig einen ganzen Satz zu sagen. "Das da!", quietschte sie, zeigte dem Papa einen Kratzer an ihrem Bein und weinte wieder etwas lauter.

Auch wenn Kinder gerne mal etwas übertreiben wenn sie in Brüll-Laune sind sah der Kratzer doch recht schmerzhaft aus. Ein langer roter Streifen zog sich über das Bein des Mädchens und an einer Stelle war er sogar so tief, dass ein winzig kleiner Tropfen Blut durch kam. Dem Papa schwoll die Halsschlagader an. Die gute Laune war weg. Jetzt war der Papa wütend. Dem Oskar muss wohl mal einer Manieren beibringen. Wer kleine Mädchen so böse kratzt der hat definitiv ein paar Defizite bei der eigenen Erziehung. Der Papa bekam einen total roten Kopf. Jetzt war er ein Berserker.

"Weisst du was", sagte er und wischte der Kleinen eine Kullerträne aus dem Gesicht, "du zeigst mir jetzt wo der Oskar ist und dann kann der mal was erleben!" Genau! Denn wenn der Papa den Oskar in die Finger bekommt hat aber der Arsch Kirmes! Oskar wird leiden für das was er getan hat.

Die Kleine beruhigt sich etwas und nimmt den Papa an die Hand. Zusammen gehen sie durch die Nachbarschaft und suchen Oskar. Und tatsächlich ist Oskar immernoch auf dem Spielplatz wo er die Kleine gekratzt hat und macht keine Anstalten sich irgendwie angemessen zu entschuldigen oder Reue zu zeigen. Katzen können so gemein sein und dieser Kater war der Gemeinste.

Und deswegen kann die Liebste bis zum heutigen Tag keine Katzen leiden. Der Oskar ist Schuld.

18 Kommentare:

Frau Schmidt hat gesagt…

Ich mag auch keine Katzen. Das hat aber andere Gründe. Würde jetzt zu lange dauern, das zu erklären. Dazu kommt aber noch, dass sie immer Mundgeruch haben (kein Wunde, wenn man sich das Katzenfutter anschaut) und immer ein verschissenes Arschloch haben, das man immer sieht, weil sie immer den Schwanz hochstellen.

Anonym hat gesagt…

Ich dachte jetzt zuerst, dass der Oscar am Ende ein riesen Kerl ist, der den "Papa" mal verprügelt, aber so geht´s natürlich auch. Ich find Katzen cooler als Hunde.

Anonym hat gesagt…

*seufz* So schön geschrieben, lieber Herr Maak. An diesen winzigen Momenten der perfekten Gelassenheit hangeln wir Eltern uns ja durch das Leben - für ungefähr 18 Jahre. :o)

Die Liebste kann ich sehr gut verstehen. Sogar noch mehr als sehr gut.

Ich mag aus einem ähnlichen Grund keine großen Hunde. Mich hat mal einer verfolgt, als ich ein kleines Mädchen war. Die hätte mich problemlos einatmen können, die Misttöle. Also musste ich wegrennen. War keine gute Idee. Meinem Sohn bringe ich jetzt bei, dass man vor Hunden nicht wegrennen sollte.

Nun gut, große Hunde mag ich immer noch nicht und klein bin ich auch noch. Aber nun bin ich klein und alt. Das heißt, ich kann nicht mehr so gut rennen, wie früher. Also gehe ich den Vierbeinern aus dem Weg, wo immer es geht. ;o)

Anonym hat gesagt…

Boah, Sie trauen sich ja was. Das Thema "Katzen vs. Hunde" ist ein ähnlicher Kamikaze-Akt, wie eine Diskussion über den besseren Internetbrowser oder über Mohammed-Karikaturen vom Stapel zu lassen.
Es wundert mich direkt, dass noch nicht die Fetzen geflogen sind.

Cats rule! ;-)

Die Prinzessin! hat gesagt…

Ich hasse diese Fellviecher. Boah, krieg ich gleich nen Hals.

Die arme Liebste. Papa hätte den Oscar mal in den A*sch treten sollen, das der gleich bis auf den Mond fliegt.

Anonym hat gesagt…

ich glaube, man kann die menschheit in katzen- und hundemenschen aufteilen :) ich bin ein katzenmensch. ob es daran liegt, dass ich als kleines mädchen von einem riiiiiesigen schäferhund angefallen wurde?

aworldtocome hat gesagt…

Und Oskar ist ein tolles paar Topflappen geworden?

Anonym hat gesagt…

ich hatte als kind mal ein traumatisches erlebniss...mit zwei hunden...äääh... was ich sagen will....ich mag katzen

Mika

Maak hat gesagt…

also ich hatte als kind einen hasen, zwei wellensittiche, zwei katzen, einen hund, lustige stabheuschrecken die aussehen wie äste und diverse fische. nimmt man tiere dazu die mein bruder hatte kommen noch ein paar reptilien dazu.

natürlich hatte ich nie alle tiere gleichzeitig sondern immer nur maximal drei der genannten arten. dennoch könnte man wohl behaupten, dass ich sehr tierlieb im allgemeinen bin solange die tiere weniger als acht beine haben.

ich bin also weder ein katzen- noch ein hundemensch sondern ein katzenhundemensch. das liegt wohl aber nur daran, dass ich als kind kein schlimmes trauma bekommen habe wie die liebste vom oskar. und, naja, derpapa von der liebsten ist metzgermeister (und zwar der schönste metzgermeister von wattenscheid!). in einer solchen familie werden tiere lieber verspeist als sich damit angefreundet.

ob dieses schicksal allerdings auch oskar ereilt hat weiss ich nicht. wenn die geschichte erzählt wird endet sie immer dann wenn der papa feststellt, dass oskar nicht ein bengel aus der nachbarschaft, sondern nur ne katze ist.

Der Imperator hat gesagt…

Das sieht mir ganz nach einem Fall für Alf aus. ^^

Herr MiM hat gesagt…

Und Katzen Feld 1 Allergen-Träger...

MiM mag Katzen nur in seinem groben Winterreifen-Profil...

Anonym hat gesagt…

Also ich bin ja auch Pro-Katze! Hunde sind mir zu...unterwürfig!

Mr.Elch hat gesagt…

Schöne Geschichte und gut erzählt! Kann ich auch gut nachvollziehen, obwohl ich nix derartiges erlebt habe...
Katzen mag ich... hab aber ne Allergie... Drum ist es immer sehr verzwickt, wenn die Viecher sich dann mir nähern... und am liebsten würde ich sie in Grund und Boden streicheln... nur dann bekomme ich dicke Augen und kriege nach kurzer Zeit nicht mehr so gut Luft...
Früher hatten wir einen Neufundländer... wurde vergiftet von irgendwelchen Schweine-Nachbarn... Und heute sind wir zu Faul zum Gassi-gehen... Also haben wir ein paar Fische... und 3 PCs! Die brauchen schon genug pflege... ;-)

Anonym hat gesagt…

Lassen Sie mich der Reue ein "h" stehlen, lieber Herr Maak :) Ich hoffe, Oskar hat keine tiefe Narbe hinterlassen?

Haben Sie mal die Liebste gefragt, was sie Oskar getan hat, dass er sich ... wehrte? :)

Maak hat gesagt…

das "h" können sie haben. kam mir eh seltsam vor. hab halt von reue keine ahnung. ;-)

Anonym hat gesagt…

Ich lade euch hiermit offiziell mal zu uns ein! Unser Pü ist so lieb, dass er beim Spielen sogar die Krallen einzieht. Ich hab in den 9 Jahren, die ich nun sein Frauchen bin, noch nie einen Kratzer gehabt und wenn sich zuviel kleine Kinder auf ihn stürzen faucht er nicht, sondern sucht lieber das Weite:
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/415820/display/773303
Sogar meine Mutter die eine wahnsinnige Panik vor Katzen hat, liebt das Viech.

Anonym hat gesagt…

Katzenfreunde loben ja immer wieder die Eigenwilligkeit dieser frech über einen kletternden Biester. Ich selbst kann aber gern auf diese Eigenschaft verzichten, wenn meine Haut und meine Kleidung dafür heil bleiben...

Maak hat gesagt…

@sabine: einen niedlichen fellträger hast du da. darf ich zudem noch erwähnen das der christian ein gutes händchen für fotos zu haben scheint.

leider wird das die liebste trotzdem nicht überzeugen. seit oskar hat die keine katze mehr angepackt - und wird's wohl auch nie tun.