Es ist egal ob man mit sechs Leuten auf Safari geht oder mit sechzig Leuten eine Busreise unternimmt: ist die Gruppe noch so klein, einer muss das Arschloch sein! Irgendjemand ist unter Reisenden immer dabei der Scheiße labert, macht oder einfach ist. Das ist das ungeschriebene Gesetz einer jeden Reisegruppe.
Auf der Hinfahrt hatte ich zunächst die Befürchtung das wir (also die Liebste und ich) das Arschloch wären, mussten wir doch den Busfahrer bitten die Wolfgang-Petri-Sauf-Schlager-Kacke leiser zu drehen, weil der iPod trotz voller Laustärke nicht in der Lage war den Mist zu übertönen. Da wir (zumindest auf unserer Etage des Doppelbusses) von Mitreisenden in dieser Sache bestärkt wurden, waren wir wohl doch nicht das Arschloch. Puh, Glück gehabt. Dennoch waren wir anders. So circa dreissig bis fünfzig Jahre anders als die anderen Paris-Pilger. Die hatten nämlich alle schon graue Haare und irgendwie waren die Liebste und ich da mit zwei anderen Päärchen unter vierzig die Minderheit.
Aber immerhin waren wir nicht das Arschloch! Das saß nämlich wie sich dann doch sehr schnell herauskristallisierte auf dem Sitz den Sitzen direkt vor uns in Form von einer strunzdummen Frau, die breiter als hoch war. Ich selbst bin ja dick und fett (wie Sie sicher auf den Fotos bemerken werden) aber in eine Arschbacke von jener Damen hätte ich sicherlich zwei mal gepasst. Die war sooo ein Koloss, dass Sie einen Rollator brauchte um sich weiter als drei Meter zu gehen bewegen. Das Ganze kombiniert mit dem Intellekt von zahnlosen Talkshow-Gästen ergab unser Reise-Arschloch. Und weil Gleich und Gleich sich gerne gesellt hatte sie ihren Bingo-Club gleich mitgebracht. Eine ebenso fette Dame mit einem viel zu kleinen Kopf im Vergleich zu dem was unten dran hängt und dem Talent sich über nicht witzige Scheisse kaputt zu lachen, die sie auch noch selbst produziert. Ausserdem dabei ein Opa bei dem ich mir nicht sicher bin mit welcher von den beiden der verheiratet war. Jedenfalls sah der aus als hätte der in seinem Leben noch nix zu lachen gehabt, was auch irgendwie nachvollziehbar war da die Witze-Kuh ihn ständig im Scherz gedisst hat damit sie wieder über sich lachen konnte.
Bis auf die Tatsache das sich einem die Zehennägel nach hinten gerollt haben wenn man dem Deppenverein vor uns unfreiwillig lauschte war die Fahrt aber ganz okay. Der Bus war sehr sauber, alle zwei Stunden gab's ne Pinkelpause und ansonsten sind wir zügig durchgekommen. Blöd war nur das immer wenn ich gerade geschafft hatte einzupennen der Busfahrer ne Durchsage gemacht hat und mir so der Schlaf der mir aufgrund der frühen Abreise fehlte nicht nachgeholt werden konnte (siehe Augenringe auf Fotos^^). Egal, gegen halb vier nachmittags waren wir in Paris.
Carpe diem
Schnell die Koffer in unser Hotel "Campanile de Bertier" gebracht (welches wie im Katalog versprochen direkt an der Metrostation "Porte de Clichy" lag) und ab gings damit wir den Resttag noch soweit es ging nutzen konnten. Mit der Metro haben wir uns dann in Richtung Montmartre aufgemacht von wo aus ich der Liebsten erstmal Paris zu Füßen legte. Die Aussicht von dort auf die Stadt ist schon was wert. Nach einem kleinen Rundgang durch die weiße Kirche Sacré-Cœur verliessen wir Montmartre zu Fuß Richtung Süden.
Montmatre und Sacré-Cœur
Ein laaanger Spaziergang führte uns vorbei an jeder Menge Straßenkünstlern und Touristenabzockern bis wir irgendwann an Galeries Lafayette ankamen, wo die Abzocke auf höherem Niveau betrieben wird. Dennoch ein schönes Luxuskaufhaus mit einer ganz tollen Kuppel in der Mitte. Die Liebste hat sich dort direkt erstmal eine obligatorische Baskenmütze gekauft. Seltsam nur, dass wir keinen einzigen Franzosen mit so einer Mütze rumlaufen sehen haben - nur Touristen. Schon komisch...
Und weil wir gerade in der Nähe waren hab ich der Liebsten dann auch gleich noch die Pariser Oper gezeigt. Und weil es dort so schön war und sich wegen der ganzen Lauferei unsere Füße langsam meldeten haben wir dort eine kleine Pause gemacht und auf dem Stadtplan nachgesehen wo man denn noch hingehen könnte.
Die Oper
Hunger hatten wir mitlerweile auch und so beschlossen wir die "Rue Racine" aufzusuchen und dort auf Empfehlung vonkleiner.mops (ja, den Kommentar hatte ich mir ausgedruckt^^) im "Bouillon Racine" zu dinieren. Und weil es quasi fast auf dem Weg dorthin lag haben wir uns noch eben Notre Dame näher angesehen. Ich bin ja der totale Gothik-Fan (also nicht musikalisch sondern architekturgeschichtlich) und da ist die Kirche ja nun mal ein Paradebeispiel. Allerdings finde ich nach wie vor den Kölner Dom im Vergleich tausendmal besser. Trotzdem tolle Hütte. Rein sind wir auch, aber nicht lang geblieben weil gerade ein Gottesdienst lief und wir neben den anderen tausend knipsenden Touristen nicht stören wollten.
Notre Dame (inklusive ein Glöcknerbild^^)
Das "Bouillon Racine" haben wir danach tatsächlich schnell gefunden und es sah schon von aussen sehr geil aus. Von innen übrigens auch, zumindest das was wir im Dunkeln darin durchs Fenster erkennen konnten. Der Laden hatte nämlich leider geschlossen wegen Renovierungsarbeiten. Verdammt! Das wär bestimmt toll dort gewesen. Trotzdem, kleiner.mops, Danke für den Tip. Konnte ja keiner ahnen. Gegessen haben wir dann woanders und dann war der Tag auch vorbei.
Feiertag
Der Freitag begann mit einer Stadtrundfahrt im Bus direkt nach dem Frühstück. Da diese Rundfahrt im Preis der Reise enthalten war wollten wir sie uns nicht entgehen lassen. So konnten wir einige Ecken sehen, die uns auf sicherlich in der kurzen Zeit entgangen wären wenn wir versucht hätten alles auf eigene Faust zu schaffen. Ausserdem hatten wir eine qualifizierte Fremdenführerin dabei, die zu ziemlich allem was zu erzählen hatte. Die City-Tour endete am Hochhaus Montparnasse mit der Empfehlung dort mal in die sechsundfünfzigste Etage zu klettern. Das haben wir natürlich auch gemacht und - meine Fresse - es lohnte sich! Die Aussicht über Paris von dort ist unglaublich - ja sogar besser als vom Eiffelturm wenn Sie mich fragen. Und irgendwie scheint das voll der Geheimtip zu sein weil es im Vergleich zu den anderen Touristenmagneten in Paris dort relativ leer war.
Verschiedene Eindrücke aus Paris
Nach Montparnasse haben wir zu Mittag gegessen weil es bereits ein Uhr war ohne das wir gemerkt hätten wo die ganze Zeit geblieben ist. Da in Frankreich Feiertag (Mariä Himmelfahrt) war hatten wir unser geplantes Shopping auf Samstag geschoben und wollten nun auf den Eiffelturm, dann die Champs-Elysées vom großen Bogen bis zum Louvre laufen und dort dann abends noch rein. Haha, wir Wahnsinnigen. Selbst wenn wir nicht zwischendurch Zeit unnötig verplempert hätten, hätten unsere Füße das niemals mitgemacht. Aber das wußten wir ja da noch nicht.
Wir also nach einem ausgezeichnetem Mittagessen in die Metro und ab zum Eiffelturm. Dort waren geschätzte zehn Milliarden leute die in kilometerlangen Warteschlangen dafür anstanden auf den Turm zu dürfen. Das lustige war, dass die Warteschlangen sooo lang waren das man am Ende nicht genau sehen konnte wo denn der Anfang ist. Und so stellten wir dann nach circa einer Stunde Wartezeit (aber noch weit vom Eingang entfernt) fest, dass wir in der Warteschlange für Treppensteiger standen. Dabei wollten wir doch mit dem Aufzug hoch! Weil uns zu blöd war jetzt nochmal in der richtigen Schlange anzustehen haben wir dann beschlossen am nächsten Tag ganz früh zu kommen und sind weiter marschiert zum großen Triumphbogen.
Der Arc de Triomphe
Dort merkten wir bereits wie ungnädig Paris zu Füßen ist. Unsere schmerzten jedenfalls vom anstehen und laufen sehr. Egal. Tapfer spazierten wir die Champs-Elysées in Richtung Louvre hinab. Dabei haben wir zwei Dinge gelernt. Erstens: ein Feiertag in Paris ist keiner sofern die Franzosen Profit wittern. Jedenfalls hatte kein einziges Geschäft geschlossen. Schon seltsam. Naja, und zweitens kam die Erkenntnis, dass der Strecke länger war als sie auf dem Stadtplan aussah. So hatten wir bis sechs Uhr abends gerade mal den Place de la Concorde erreicht. Der Louvre hat zwar freitags bis viertel vor zehn geöffnet, aber dennoch wäre ein Besuch bei allem guten Willen nicht mehr sinnvoll gewesen. Ein Besuch auf dem viel näher gelegenen Place Vendôme auf dem das Ritz liegt und bei der Madeleine allerdings schon. Danach waren wir allerdings von der Lauferei so was von fertig, dass uns das Glas Heinecken für neun Euro fünfzig (!) in einer Brasserie um die Ecke gar nicht zu teuer, sondern als das beste Getränk aller Zeiten vorkam.
Touristen sind doof
Am nächsten Tag waren wir pünktlich um neun Uhr morgens zur Öffnung am Eiffelturm. Leider hatten auch zehntausend weitere Touristen die Idee die Ersten dort sein zu wollen um lange Warteschlangen zu vermeiden. Und irgendwie waren diese deshalb nicht gerade kürzer als am Vortag. Egal, unsere Füße waren noch frisch erholt und das Stündchen anstehen - diesmal in der richtigen Schlange - war schnell vorbei. Auf dem Turm musste dann die Liebste allerdings feststellen, dass es da gar nicht so toll ist wie sie immer dachte und der Turm immer noch am schönsten aussieht wenn man ihn aus der Ferne bestrachtet. Recht hat sie und ich wußte es vorher, aber diese Erfahrung muss jeder selbst machen. Auf dem Turm haben wir im Touristen-Shop noch Souveniers für die Zuhausgebliebenen gekauft. Schlüsselanhänger, Ansteckpin und Mini-Eiffelturm zusammen für nur dreissig Euro! Die Liebste wär fast aus den Latschen gekippt. An diesem Tag stellten wir immer wieder fest das Touristen alle doof sind. Ja, alle!
Der Eiffelturm
Vom Turm ging's dann direkt ab in den Louvre. Fußschonend mit der Metro. Drin natürlich erstmal Mona Lisa suchen. Auch da waren wir nicht die einzigen mit der Idee. Meine Güte was für Massen sich da hin gedrängelt haben. Unglaublich! Auch bei der Skulptur der Venus brauchte man Ellbogen. Aber das waren ja auch die Hauptattraktionen dort. Klar das sich die ganzen Touri-Banausen dort tummeln. Bei den Bildern von Maler aus Holland und Flandern stand keine Sau.
Viele Leute sagen man kann den Louvre nicht an einem Tag schaffen. Sie alle haben Recht. Der Bau ist sowas von groß das man sich gerne auch mal darin verläuft. Die Liebste und ich haben viel zu wenig gesehen und allein um da nochmal rein zu gehen werden wir wohl irgendwann eine zweite Paris-Reise machen müssen.
Der Louvre
Als wir am frühen Abend hungrig das Museum verliessen sind wir noch zum Centre Pompidou gefahren. Einerseits weil kleiner.mops eine Crepe-Bude dort in der Nähe empfohlen hatte und andererseits weil dort das Musée National d’Art Moderne ist. Da wollten wir nämlich am nächsten Tag rein und ich wollte die Öffnungszeiten checken. Leider macht das Museum erst um elf Uhr auf und unser Bus wollte bereits um zwölf die Heimreise antreten weshalb wir uns was anderes für den nächsten Tag ausdenken mussten. Crepes haben wir aber gegessen. Allerdings gab es da so viele Crepe-Buden in der Nähe, dass ich mir nicht sicher bin ob wir auch die empfohlene erwischt haben.
Centre Pompidou
Spät abends haben wir dann noch eine Lichterfahrt mit einem Schiff über die Seine gemacht. Toll wie nachts die ganzen Gebäude angeleuchtet werden. Leider nicht hell genug für die DigiCam die wir dabei hatten. Als wir vom Schiff runter waren gab's dann nochmal die Stadtrundfahrt mit dem Bus - allerdings durch das nächtlich leuchtende Paris. Sehr schön. Allerdings hatte das Louvre die Liebste und mich so geschafft das wir beide im Bus eingepennt sind.
Grabtourismus
Da wegen der blöden Öffnungs- und Abreisezeiten das Museum für moderne Kunst ja flach gefallen war hab ich die Liebste am letzten Tag unserer Reise nach Père Lachaise geführt. Père Lachaise ist meiner Meinung nach einer der schönsten Friedhofe der Welt - wenn nicht gar der schönste. Vielleicht ist das auch der Grund, dass sich dort einige Promis verbuddeln lassen haben. Weil der aber Friedhof riesig ist und wir nicht ewig Zeit hatten besuchten die Liebste und ich nur die Gräber von Oscar Wilde, Edith Piaf, Frédéric Chopin und Jim Morrison.
Weil wir schon früh vor Ort waren, waren wir zunächst die einzigen Leute auf dem Friedhof was schon etwas unheimlich war. Dennoch war es viel schöner als zwei Stunden später. Dann kamen nämlich die Grabtouristen und auf allen Wegen gingen Leute mit Kameras und fragten sich gegenseitig "Did you find Moliere?" dessen Grab ein wenig versteckter ist... vermutlich gewollt.
Friedhof Père Lachaise
Knapp haben wir es dann pünklich zum Bus geschafft in dem ich zum blödsinnigen Gelaber von Club Arschloch doch noch in einen sanften, gnädigen Schlaf fiel.
Pixelkino: Terminator
vor 18 Stunden
12 Kommentare:
Da hab ich doch glatt vergessen euch -als architektonischen Kontrapunkt zu all dem alten Zeug- noch La Defense und dessen Gegenstück zum Triumphbogen zu empfehlen -> http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/415820/display/6322315
Jedenfalls merkt man den hervorragenden Fotos an, dass ihr Spaß hattet.
Welcome home!
la defense wäre die alternative zu pere lachaise gewesen. bei genug zeit hätten wir sicherlich beides gemacht. vier tage reichen einfach nicht aus.
Schöner Bericht.. und so ausführlich... puh *augenreib*... ich lege allerdings großen Wert darauf, dass Wolfgang Petry mit "y" geschrieben wird, nicht mit "i"! ;)
Ja, genau so läuft ein Paris-Trip ab. Schöner, umfassender Bericht. Da brauchen wir Euch ja auch nicht mehr mit Fragen zu nerven.
- Dad -
@jamez: wenn ich im zusammenhang mit wolfgang petr"i" ein banause genannt werde weil ich so einen scheiß nicht weiß, dann ehrt mich das!
@dad: puh glück gehabt. falls ich doch noch mit fragen nerven wollt wisst ihr ja wo ich wohne.^^
Also dieser Laden, wo ihr für 9 Euro 50 was getrunken habt, kommt mir sehr bekannt vor... wahrscheinlich könnten wir dort was gefuttert haben... auch teuer, aber billiger als jetzt anscheinend...
Sehr schöner Bericht! War aber ein anstrengender Urlaub finde ich... darf man fragen, wie viel die Busfahrt gekostet hat? Wir waren mit dem Zug gefahren... einmal Sitzplatz und einmal Schlafkabine... ;-)
ui lang her, da ich das ja schon vor weihnachten gebucht hatte. busfahrt und hotel waren ca. 240 euro pro nase für 4 tage paris glaube ich. hier gebucht.
das hört sich nach einen gelungenen kurztrip an, die fotos sind auch sehr schön geworden.
Melanie
ach, na sowas. super tolle fotos.
aber so viel werde ich wohl nicht schreiben...
hmm, ich bin in 2 wochen in paris, aber dann gehts weiter nach spanien.
Tolle Fotos haben Sie mitgebracht, Herr Maak. Der Bericht macht Lust auf Paris.
*g* Und ich dachte schon, ich hätte nen langen Urlaubsbericht geschrieben. Aber der hier ist um Klassen besser... ähm... länger. ;o))
oh iesch lieebö Parie und iesch bin naturellement très neidieeesch...das makt miesch alles gans Garussell in mein klein Kopf....
Super Bericht! :-) Ich kenn das mit den müden Füßen, war auch mal in Paris. Es ist alles soooo weit weg. Aber eigentlich gings mir das erste Mal in Berlin auch so. Und in anderen Städten auch... Vielleicht sind wir Büromenschen auch einfach nicht für lange Fußmärsche geeignet.
P.S.: Der Jamez weiß das mit dem Wolfgang Petri, äh, Petry aus einem ganz besonders persönlichen Grund, deswegen legt er so viel Wert darauf ;-)
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